Über PISA, Sprachförderung und Barrieren im Schulsystem

Anlässlich der PISA-Studie 2023 hat die Hannoversche Allgemeine Zeitung ein Interview mit unseren Mitarbeiterinnen Svetlana Bohm und Mariam Hendawi sowie Anwar Jewilis, die in der Steuerungsgruppe des MigrantenElternNetzwerk Hannover aktiv ist, geführt. Alle drei sind an den Schulen ihrer Kinder auch als Elternvertretungen aktiv und berichteten von den Herausforderungen und Problemen, mit denen Eltern und Kinder mit Migrationsgeschichte konfrontiert sind. Sprachbarrieren und fehlende Informationen werden dabei als eine der größten Schwierigkeiten benannt. Angebote zur Sprachförderung werden nicht flächendeckend und einheitlich angeboten. Es ist also dem Zufall überlassen, welche Maßnahmen wahrgenommen werden können. Durch fehlende Kenntnisse der deutschen Sprache werden Kompetenzen und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen oft nicht wahrgenommen, was wiederum zu Entmutigung führt.

 

Die sprachlichen Hürden betreffen auch die Eltern, von denen viel verlangt wird. Sie müssen ein neues Schulsystem verstehen, Gespräche mit Lehrkräften führen, Bildungsentscheidungen für ihre Kinder treffen und ggf. Hilfen beantragen (bspw. Bildungs- und Teilhabepaket). All das erfordert nicht nur hohe Sprachkompetenzen sondern auch den Zugang zu den Informationen. 

 

Positiv stellen alle Beispiele heraus, in denen die Sprachförderung von Anfang an (phasenübergreifend) gut in Organisationen verankert war und dadurch auch funktionierte. Kinder, die durch solche Maßnahmen schnell die deutsche Sprache lernen konnten, konnten auch in anderen Fächern bessere Leistungen erzielen und und fühlten sich in ihrer Selbstwahrnehmung gestärkt.

 

Anwar Jewilis:

In deutschen Schulen wird sehr viel von den Eltern verlangt. Migranten haben aber meist Probleme mit der Sprache. Deshalb können sie ihre Kinder nicht unterstützen, und wenn die Kinder in der Schule selbst keine Unterstützung bekommen, entstehen Probleme. Solange Kinder noch nicht gut Deutsch sprechen, ist es schwerer, eine gute Note zu bekommen, das kann entmutigen.

 

Svetlana Bohm:

Es ist wichtig, dass eingewanderte Eltern verstehen, wie die Schule in Deutschland funktioniert und wo sie Hilfe für ihr Kind bekommen. Etwa das Bildungs- und Teilhabepaket, über das es Geld für Nachhilfe gibt. Es ist aber unfair, dass Eltern, die arbeiten gehen und dann etwas zu viel verdienen, keinen Anspruch mehr haben. Sie wollen ein gutes Beispiel für ihr Kind sein, können die Nachhilfe aber nicht bezahlen.

 

Mariam Hendawi:

Wir arbeiten im Migranten-Elternnetzwerk Niedersachsen daran, dass Eltern in der Schule aktiv werden und an der Seite ihres Kindes stehen. Zum Beispiel mit Infoveranstaltungen in den Schulen in den Herkunftssprachen. Da verstehen die Eltern mehr und trauen sich auch eher, ihre Fragen zu stellen.

 

Erscheinungsdatum

Online: 18. Januar 2024 (mit Bezahlschranke)

Print: 19. Januar 2024

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